Die falsche Jeansform, die Teenager-Marke auf dem T-Shirt oder das Tweed-Sakko mit Cord-Hose: Diese Männer-Modesünden machen ihre Träger nicht jünger, sondern älter als sie tatsächlich sind. So kleidest du dich modern – und diese Styles lassen dich indes alt aussehen.
Vor Jahren galt es sogar noch als Tabu-Thema – bis heute sei es „schwer zu kommunizieren“, meint die Trendforscherin Elke Giese: Kleidung und Älterwerden. Was ziehe ich im Alter an, ohne altbacken zu wirken? Und wie vermeide ich umgekehrt, zu gewollt jung auszusehen? Beides Modesünden, die Männer gern begehen.
Jeder von uns will Anerkennung – egal in welchem Alter. Dazu ist Mode ein Mittel.
Eine Thematik, die viele Menschen jenseits der Dreißig beschäftigt. Vor allem Frauen, aber auch immer mehr Männer. „Jeder von uns will Anerkennung – egal in welchem Alter. Dazu ist Mode ein Mittel“, weiß die Modejournalistin und prognostiziert: „Die Problematik wird zunehmen. Wir werden länger arbeiten als unsere Eltern und auch länger auf dem ‚Partnerschaftsmarkt’ sein.“

Hinzu kommt, dass immer mehr Dresscodes verschwinden. Das klassische Rentner-Beige ist für moderne „Best Ager“ genauso passé wie die Krawatte für immer mehr Businessmänner. Zurückbleibt eine Ratlosigkeit: Was trage ich dann? Mit Sicherheit nicht diese Stylings – denn die machen garantiert älter. Die schlimmsten Männer-Modesünden.
Männer-Modesünden 1) Schlechte Passform
Dass ein zu großes Sakko Männer schnell alt aussehen lässt, wissen die meisten. Außer die Träger selbst. Dass aber auch die Jeans die richtige Form braucht, ist augenscheinlich auf den Straßen ein größeres Problem, stellt die Stylistin Stefanie Klopf fest. Bei der richtigen Jeans geht es weniger um die trendige Form, sagt die Berlinerin.
Je besser man seine Problemzonen ‚tarnt’, desto jünger sieht man aus.
„Stattdessen ist es wichtig, mit dem eigenen Körper zu arbeiten. Je besser man seine Problemzonen ‚tarnt’, desto jünger sieht man aus.“ Auch wenn die Skinnyjeans 2018 bleibt, sind Männer mit etwas Bauch mit einem geraden Schnitt besser beraten. Schau dazu mal in meinen Ratgeber Jeanskauf Denim dich.
Vorsicht auch vor zu enger Kleidung: „Zu enge Kleidung will eine Jugendlichkeit betonen, die dann nicht mehr da ist. So viel Ehrlichkeit sollte man sich gegenüber haben”, sagt Mode-Expertin Elke Giese. Es gelte der Spruch in Anlehnung an Karl Lagerfeld: Das beste Accessoire ist immer noch – ein Spiegel.
Bei der Passform folglich die richtige Balance aus weiter und enger Kleidung für die Proportionen finden. Weder darin die „Papa-Figur“ verstecken – noch Schwachstellen unnötig ausstellen, sondern die Körperteile betonen, die (noch) top aussehen.
Mark Wahlberg: Tolle Figur, mieser Style. Zumindest bei seinen Jeans scheint der Schauspieler nie aus den 1990ern gekommen zu sein.
Männer-Modesünden 2) Falsche Farben
Je älter man wird, desto gedeckter sollten die Farben ausfallen – solche universellen Styling-Regeln haben sich überholt. Ältere Menschen können Mut zur Farbe zeigen und trotzdem altersgerecht gekleidet sein, wie prominente Beispiele wie Jeff Goldblum zeigen.
Jeff Goldblum: Wir meckern nicht nur, wir zeigen auch, wer es vorbildlich macht. Jeff Goldblum trägt die Curry-Farbe gekonnt zum Gucci-Gürtel und zur Lederjacke. In Kombination ein absolut stylishes Outfit, das Goldblum nicht nur gut steht, sondern ihn sogar jünger macht.
Bei der Farbwahl gibt es kein allgemeingültiges Richtig – aber viele individuelle Fehlgriffe. Ein zartes Babyblau oder knalliges Pink kann zum Beispiel offenbaren, dass die Trägerin diese Jugendlichkeit nicht mehr hat, sagt Elke Giese. Sie empfiehlt Frauen mit Falten, lieber auf „mädchenhaft niedliche Farben“ zu verzichten.
Vorsicht ebenfalls vor dem großflächigen Einsatz knalliger Farben. Diese betonen möglicherweise die falschen Körperstellen, wie Stylistin Stefanie Klopf sagt: „Stellen Sie sich immer die Frage: Wie bringe ich meinen Körper in die bestmögliche Verpackung?“ Deshalb: Knallige Farben lieber auf kleinerer Fläche. Als Kragen unter einem Pullover oder als Accessoires. Dann eignen sich Farben hervorragend, um Grau und Beige das Altbackene zu nehmen. Und reinem Schwarz das Harte. Noch mehr dieser Tipps findes du übrigens in meinem Artikel Die 11 besten Styling-Tipps.
„Arbeiten Sie in Ihren Outfits mit Kontrasten und Brüchen. Sie sind es letztlich, die eine moderne Mode ausmachen“, gibt Elke Giese als Tipp. Grau mit Rosa, Beige mit Gelb – alles Brüche, die ein Outfit spannend und damit modern machen. Auch hier gibt der Körper mit dem Hautton und der Augenfarbe die Farbwahl vor.
Männer-Modesünden 3) Konservativer Muster- und Stoff-Mix
Cord, Tweed, Hahnentritt, Wolle, Karos – besonders an kälteren Tagen beliebte Stoffe und Muster und auch auf den Laufstegen sehr angesagt. Aber im Mix können sie schnell altbacken aussehen. Der Kompromiss: ein „Catch-Item“ wählen und das restliche Outfit modern halten. „Tragen Sie es nicht wie in den 1980ern oder 1990ern, sondern neu“, sagt Elke Giese. Den Wintermantel nicht im klassischen Schnitt und noch dazu aus Kamelhaar. Den Cardigan-Schalkragen nicht auch noch in Beige.
Weniger altmodisch sehen Männer und Frauen übrigens immer mit hochwertigen Materialien aus. Kaschmir, Seide, eine gute Baumwolle. (Mehr zum Thema findest du in meinem Blog-Post zum Thema Basisgarderobe für Männer).
Wenn Sie nicht Stil-Bestseller-Autor Bernhard Roetzel sind, sollten Sie lieber nicht Tweed, Karo und Cord kombinieren. Das ist übrigens Bernhard Roetzel.
Männer-Modesünden 4) Zu viel Vintage
Ob das 1960er-Seidentuch, die Paperboy-Mütze oder der Siegelring: Auch zu viele Accessoires – vor allem die aus einer andere Zeit – können ihre Träger älter aussehen lassen. Die geerbte Golduhr vom Vater, die Hosenträger, die Manschetten-Knöpfe – sie passen, wenn auch sie wieder im Kontrast getragen werden: „Die kompletten Looks, die von oben bis unten stimmen, sind es, die alt machen“, sagt Elke Giese. Die Hosenträger passen also besser zur Jeans, der Siegelring zum Holzfällerhemd.
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Der junge Mann möge es uns verzeihen: Hosenträger + Krawatte = zwanzig Jahre drauf. So sieht selbst ein Twen aus wie ein Mittvierziger.
Männer-Modesünden 5) Teenager-Marken
Übergroßes Logo auf der Brust, Baseballcap auf dem Kopf und der „Juicy“-Aufdruck auf dem Hintern: alles sichtbar scheiternde Versuche, jünger auszusehen. Wer die Sachen des Kindes im Teenager-Alter trägt, sieht damit ebenfalls altbacken aus, sagt Stefanie Klopf. „Man muss sich von manchen Trends und bestimmten Kleidungsstücken einfach irgendwann konsequent verabschieden. Man kann sich nicht zehn oder sogar zwanzig Jahre jünger kleiden als man wirklich ist.“
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Vierzehn oder Vierzig? Hoodie, Mütze und Graffiti-Schriftzug können vielleicht 😉 etwas zu viel des Guten sein.
Der Kompromiss: Die Geschäfte und Marken finden, die „demokratischere Mode“ anbieten: minimalistisch, hochwertig, gerader geschnitten. Die skandinavische oder japanische Mode schmeichelt hier „Problemzonen“ besser als die Mode aus Spanien oder Italien.
Und: Auch jenseits der Dreißig lassen sich gute Rollen-Vorbilder finden und folgen: George Clooney, Brad Pitt, Jeff Goldblum und Paul Smith zeigen, wie man(n) sich im Alter modern anziehen kann, ohne zu gewollt auszusehen. „Sie alle vereint, dass sie sich und ihren Stil gefunden haben“, sagt Stefanie Klopf. „Sie wissen, wer sie sind und stehen zu ihrem Alter. Und das ist der Weg.“
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