Sind unsere Gene der Schlüssel zum erfolgreichen Abnehmen? Kann ich mit der Gen-Diät mein Idealgewicht endlich erreichen, von dem ich zehn Kilo entfernt bin? Ist die Gen-Diät – auch bekannt als DNA-Diät – seriös oder doch eher unseriös? Was sagen glaubwürdige Quellen? Das habe ich als gelernter Journalist und Blogger für Stil und Mode am eigenen Körper ausprobiert. Hier mein Erfahrungsbericht, der mit dem ersten Teil beginnt. Fortsetzung folgt.

Hier geht es um den Erfolg und Misserfolg mit dem Idealgewicht, den wir alle am eigenen Leib kennen: Lohnt sich eine Gen-Diät – auch bekannt als DNA-Diät? Was steckt dahinter? Ist das eine seriöse oder unseriöse Wissenschaft? Und welcher Gen-Diät-Typ bin ich? Im Folgenden berichte ich euch über meine Kosten, Erfahrungen und Erfolge mit der Gen-Diät. Für diesen Beitrag habe ich tief in die Tasche gegriffen und 325 Euro investiert. So viel musst du schon ausgeben, die Anbieter (eine Hand voll) bewegen sich alle in diesem Preissegment. Dafür bekommst du die Analyse von acht deiner Gene, die laut Anbieter nachweislich für unser Gewicht verantwortlich sind. Kann das hinhauen? Was sagen die Medien und Wissenschaftler hierzu?

Die Gen-Diät: Mein Schlüsselerlebnis

Über Ostern hörte ich auf einer längeren Autofahrt zu meiner Familie das Hörbuch „Die Macht unserer Gene – Wie Sie mit dem Wissen über Ihre Anlagen gesund bleiben“ von Dr. Daniel Wallerstorfer, ein Genetiker aus Salzburg in Österreich. Zu seinem Fachgebiet zählt unter anderem die Nutrigenetik, also die Ernährungsforschung. Das Kapitel zur Gen-Diät zog mich besonders in den Bann:

Der gebürtige Salzburger schilderte, wie große Studien zu interessanten Erkenntnissen mit Probanden kamen, denen man über einen längeren Zeitraum dieselben Lebensmittel gab. Die einen hielten konstant ihr Gewicht, die anderen nahmen hingegen zu – eine dritte Gruppe wiederum sogar ab. Wie konnte das sein? Ein ewiges Mantra der Ernährungsberater ist doch die Kalorien-Zählerei. Es müsse unterm Strich mehr verbrannt werden als reinkommt – also genau umgekehrt zum Girokonto, wo bekanntlich unterm Strich mehr drauf sein muss als abgeht, damit wir flüssig bleiben.

Die Genetiker schlossen aus diesen Studien, dass wir Menschen eben keine Kalorien-Taschenrechner sind, sonst höchst verschieden.

Der Grund sind unsere Gene, die bei jedem von uns neu zusammengewürfelt werden: Die Hälfte von der Mutter, die Hälfte vom Vater. Ich erzählte davon meinem Bruder, während wir an den Osterfeiertagen abends auf dem Sofa saßen und uns beim Streamen eines Filmes Chips und Schokolade gönnten. Wir langten beide kräftig zu, und ich selbst habe auch weder Chips noch Schokolade in meinem Haushalt auf Vorrat – doch während mein Bruder mit etwa der gleichen Körpergröße gertenschlank ist, habe ich seit eh und je ein Bäuchlein. Aber mein Bruder hat dafür andere Wehwehchen, weshalb ich mich hier nicht beklagen will.

Gen-Diät
Problemzone Bauch: Bei mir sind die Gene das Problem. Foto: Marcel Scheid

Die Gen-Diät als Schritt auf dem Weg zum Traum-Gewicht

Dank dem Fortschritt der Medizin können wir aber etwas tun – die Gen-Diät ist einer dieser Schritte, des Schicksals Herr zu werden, statt sich dem ewigen Übergewicht schicksalshörig und damit kampflos zu ergeben. Als gelernter Journalist bestellte ich natürlich nicht ohne vorherige Recherche die Gen-Diät aus Österreich. Ich recherchierte zunächst, was Medien über die Gen-Diät sagen.

Ganz oben auf der Google-Anzeige kommen erst mal die Erfolgsgeschichten von bekannten Boulevardmedien aus dem Vorabend-Programm. Kein Wunder: Die Gen-Diät ist optimales Storytelling für die Zielgruppe. Eine Probandin wird begleitet, wie sie sich mit zu engen Fitnessklamotten und zu viel Make-up im Fitnessstudio auf dem Laufband schindet. Mit der Gen-Diät kommt die Frau hingegen tatsächlich zum Erfolg und kann nach nur einem Monat fünf Kilo abnehmen.

Stochern im Nebel mit dem Wattestäbchen

Der Spiegel wiederum macht der Erfolgsstory gleich einen Strich durch die Rechnung. Mehrere Artikel bemäkeln die fehlende wissenschaftliche Expertise. Mehr als 22.000 Gene habe der Mensch – alleine die Bedeutung von acht Genen auszuwerten sei das Stochern im Nebel wie mit dem Speicheltest im Mundraum, den ich ein paar Tage später morgens mache. Morgens vor dem Zähneputzen, weil dann genügend DNA mit dem Wattestäbchen eingefangen werden kann.

DNA-Diät
Zwei dicke Broschüren: Voll mit individuellen Tipps für mich.

Ich habe mich trotz der Bedenken der Spiegel-Redakteurin für die Gen-Diät entschieden. Denn mit der Haltung, man würde noch nicht den ganzen Weg kennen, wären unsere Vorfahren nie an den Südpol oder auf den Mond gekommen. Ein bisschen Wagnis ist immer. Abenteuer Gen-Diät. Ich gebe Antworten auf viele Fragen im zusätzlichen Fragebogen. Wie viel Sport ich denn mache? Und welchen? Auch zu Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Ich frage mich, warum ich das alles verraten soll – das machen doch meine Gene später im Labor?!

Rund vier Wochen später kommt der dicke Umschlag mit zwei sehr ausführlichen Broschüren. Eine zu meinem Gewicht mit mehr als 150 Seiten – eine zweite mit Rezepten, die speziell auf mich zugeschnitten sind. Das ist schon ordentlich für das Geld. 1 Euro pro Seite, wenn man es runterrechnet. Vorher rufe ich mir ins Gedächtnis, wie ich selbst meinen Körper seit mehr als 40 Jahren einschätze.

Ich halte mich für:

  • einen idealen Kohlenhydrat-Verwerter. Meine Eltern haben mit mir als Kind und Jugendlicher immer abends Abendbrot gegessen. Vollkornbrötchen mit Wurst und Käse und Tomaten.
  • für den Ausdauersport-Typ. Ich gehe unwahrscheinlich gerne Laufen – und habe das Fitnessstudio immer gehasst. Jetzt ist es raus.
  • ich machen bereits seit Beginn der Corona-Pandemie erfolgreich Intervallfasten. Ich liebe den leichten Magen am morgen. Okay, ich liebe eigentlich den somit flachen Bauch bis zum ersten Essen des Tages. Aber im Ernst: Durch das Intervallfasten habe ich mein echtes Hungergefühl (nicht die Lust auf Snacks, sondern echten Hunger) wiederentdeckt.
Gen-Diät
Collage: JO, Canva

Die Ergebnisse der Gen-Diät sind dann der Hammer

Ich konnte es daher nicht glauben, was die Gen-Diät bei mir zutage gefördert hat:

  • Ich bin ein sehr mieser Kohlenhydrat-Verwerter. Auch bei Fetten muss ich aufpassen.
  • Ich bin ein starker Hungertyp. Ich esse einfach zu gern, zu viel und zu oft. Meine Gene sind schuld!
  • Ich bin ein sehr schwacher Sättigungstyp: Ich esse einfach viel zu viel über mein Sättigungsgefühl hinaus. Ich denke an die Salatschüssel von gestern, die locker für zwei gereicht hätte. Ich habe sie komplett aufgegessen.
  • Ich bin ein häufiger Snacktyp. Okay, ich bin ein SEHR häufiger Snacktyp.
  • Bei mir legt sich das Fett leider am Bauch um die Organe ab und ist damit das bedenkliche viszerale Fett, das zu Entzündungen im Körper führt.

Weiterhin lese ich:

„Ihre Gene arbeiten bei einer Gewichtsreduktion leicht gegen Sie.“

Da stand es also: Schwarz auf Weiß. Meine Gene sind mein Problem beim Abnehmen. Das einfache Kalorienzählen mit einer App reicht nicht aus. Es kommt eben nicht einzig auf das Kaloriendefizit unterm Strich an – meine Nahrung muss auch den richtige Anteil an Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß haben.

Die Gen-Diät ist nicht nur Abnehm-, sondern auch Sportprogramm

Ich kriege hier kein Geld von dem Anbieter, es ist meine persönliche Erfahrung – deshalb schreibe ich ganz frei und fromm hier auf, was mir gefällt. Die Broschüren sind anschaulich aufbereitet. Die Analyse liest sich leicht verständlich und gleichzeitig wissenschaftlich belegt. Alle Informationen sind direkt auf mich zugeschrieben, ebenfalls die Rezepte im zweiten Buch, die sich lecker lesen und nachmachbar erscheinen. Ich werde das in den nächsten Wochen testen.

Ebenfalls gefällt mir, dass die Gen-Diät auch gleichzeitig ein Fitnessprogramm ist. Sie gibt gleich Empfehlungen für den richtigen Mix aus Abnehmen und Bewegung mit. Die harte Wahrheit ist für mich:

  • Ich habe einen starken Muskelabbau beim Abnehmen. Ich muss folglich parallel Krafttraining machen. Also, wieder zurück ins Fitnessstudio. Na, toll!
  • Mir wird empfohlen, zwei Stunden vor dem Sport nichts mehr zu essen. Dann nimmt mein Körper die Energie tatsächlich aus dem Gewicht, nicht aus der Nahrung.
  • Ich soll mindestens 3-4x die Woche Sport machen, um meinen Abnehm-Effekt zu verstärken. Für mich ist dieser Mix aus Kalorieneinsparung und Sportmachen am besten. Nur eines von beiden reicht nicht aus.

FAZIT bisher:

  • Das viele Snacken war mir als Problem bereits bewusst. Erschrocken habe ich mich, dass vor allem die Kohlenhydrate meine Achillesferse sind.
  • Mein zu starkes Hunger- und zu schwaches Sättigungsgefühl werden für mich die nächsten Wochen die größten Hürden sein. Gegen seine Gene essen – wer kann das schon. Oder ehrlich gesagt: NICHT essen.

Ich werde für euch – okay auch für mich – diese Gen-Diät in den nächsten Wochen testen. Mein Ziel ist es, bis zum September, wenn ich Geburtstag habe und danach hoffentlich endlich wieder am Strand von Portugal an der Algarve im Sommerurlaub liege, meinem Wunschgewicht ein gutes Stück näher zu sein. Ich möchte mich jetzt nicht mit unrealistischen Zielen kasteien. Bis September werde ich keine 10kg abgenommen haben. Aber ein „gutes Stück“ ist ein Ziel, mit dem ich leben kann. Deswegen erstelle ich mir hier meine:

10 Erkenntnisse aus der Gen-Diät für die individuelle Ernährung (zum Nachmachen)

  1. Ich zähle meine Kalorien wieder per App. Dazu benutze ich die App MyFitnessPal. Sie ist in der Basis-Version kostenlos, aber man bezahlt mit seinen Daten, mit denen man die Ernährungsindustrie für künftige Produkte füttert. Die App hat den großen Vorteil, dass ich mittels Tortendiagramm auch am Ende des Tages sehe, ob ich genügend Eiweiß und nicht zu viel Kohlenhydrate und Fette zu mir genommen habe. Das ist nämlich gar nicht so einfach! Meine Regel: 20% Eiweiß, 30% Fette und 50% Kohlenhydrate.
  2. Ich lasse das Snacken sein. Diesen Tipp hat mir bereits eine befreundete Ernährungsberaterin gegeben – und er hat schon vor der Gen-Diät viel gebracht. Doch es fällt mir so schwer, nicht am Nachmittag zu snacken, wenn die Arbeit stressig ist und das Gehirn rattert. Dann greife ich zur offenen Tüte mit der Nussmischung, weil Nüsse doch so „gesund“ sind und „gut fürs Gehirn“. Aber nicht in meiner konsumierten Menge. Vor allem Walnüsse haben viel Fett, das für mich eben heikel ist. Auch vom Guten kann man bekanntlich zu viel essen – und dann wird’s halt schlecht.
  3. Ich esse langsamer und trinke bewusst vorher ein ganzes Glas Wasser mit etwas Apfelsaft. Nicht nebenbei, damit die Magensäure das Essen unverdünnt verwerten kann, sondern davor, damit der Magen schon mal etwas gefüllt wird.
  4. Ich mache während des Essens Pausen. Mindestens vor einem Nachschlag.
  5. Ich muss nicht die ganze Salatschüssel aufessen, weil sich das so gehört und sonst die Kinder in Afrika ganz traurig werden. Es gibt auch einen Kühlschrank.
  6. Ich vermeide Süßigkeiten. Mein schwierigster Beschluss. Aber das Thema Zuckerkonsum beschäftigt mich bereits seit Längerem. Wir essen im Durchschnitt dreifach über die empfohlene Menge. Und zu viel versteckten Zucker. Zucker gleich bekanntlich: Kohlenhydrate. Deshalb halte ich mich künftig zurück beim Thema Kuchen, Nuss-Nougat-Brötchen, Kekse und so weiter. Ich gönne mir Zucker nur noch in natürlichen Lebensmitteln wie Obst. Weil ich weiß, dass das so streng nicht funktioniert: Ein Stück Kuchen ist erlaubt pro Woche. Und zum Frühstück am Wochenende kommt auch die Nudossi-Creme auf den Tisch.
  7. Ich behalte das Intervallfasten bei. In so einem kurzen Zeitraum verliere man keine Muskelmasse, informieren Blogs. Ich esse also um 20.30 Uhr das letzte Mal und dann erst wieder am nächsten Tag nach 12.30 Uhr. Das sind 16 Stunden Pause, in denen sich mein Körper aufräumt (Autophagie) und sich mein Hungergefühl normalisiert. Dann esse ich um 15.30 Uhr eine Zwischenmahlzeit, weil sie mitten im Tag liegt.
  8. Ich versuche vor allem abends Kohlenhydrate zu vermeiden. Hier wähle ich lieber künftig den Salat mit Tofu oder Fleisch. Wenn Fleisch, dann gutes Fleisch. Das heißt: weißes Fleisch und Bio-Qualität.
  9. Ich unterstütze mein Abnehmprogramm mit viermal Sport die Woche: Eine Mischung aus Yoga Sonntag, Dienstag und Donnerstag. Laufen am Samstag. Und Saubermachen am Samstag. Ja, auch der Hausputz verbrennt Kalorien. Sogar mehr als Yoga. Haben die Fitnessstudios kontinuierlich wieder geöffnet, melde ich mich an.
  10. Ich bewege mich mindestens 4.000 Schritte pro Tag. Ich weiß, die 10.000-Schritte-Empfehlung ist ein PR-Mythos. Ideal sind 7.500 Schritte, sagt der Fernsehdoktor Dr. Wimmer, dessen YouTube-Kanal ich gern verfolge.
Wenn du auch Probleme mit dem Gewicht hast (laut Studien sind 67 Prozent der deutschen Männer übergewichtig), lies hier mal weiter:

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