Die Hemdjacke hat in vielen Herren-Kollektionen 2020 Einzug gehalten. Was ist dieses neue Kleidungsstück, das sich auch Overshirt, Worker-Hemd und chore jacket nennt? Warum ist es so beliebt – und dabei gar nicht neu? Lasst uns das neue Must-have für Männer einmal näher anschauen und seine vielen Vorteile ergründen. Denn so viel ist klar: Es gehört definitiv in den Kleiderschrank eines jeden Mannes!
Hemdjacke – dieser Begriff bringt die Vorteile dieses Kleidungsstücks bereits auf den Punkt: Es verbindet den dicken Stoff der Jacke mit dem vorteilhaften Schnitt des Hemdes: dem Kragen, den aufgesetzten Brusttaschen und dem bauchschmeichelnden Schnitt ohne Bündchen unten. Wer darin als Mann nicht gut aussieht, ist selbst schuld!
Die Hemdjacke wird gern auch Overshirt oder Worker-Hemd genannt.
Im Englischen kennt mann sie unter der Bezeichnung chore jacket (Jacke für den Alltag). Die vielfältigen Bezeichnungen gehen auf die mannigfaltigen Verwendungsmöglichkeiten zurück – Männer können sie als stylishes Hemd über einem schlichten weißen T-Shirt tragen, oder als dezentes Shirt zugeknöpft unter einem Mantel – und sogar selbst als Sakko-Ersatz. Zu Letzterem später mehr.
Die Hemdjacke ist somit:
- ein sehr vielseitiger Player in der Männer-Garderobe, weshalb sie unbedingt in deine Basisgarderobe gehört (mehr dazu in meinem Beitrag Capsule Wardrobe – Wie Männer mehr aus ihrer Mode machen.
- für alle Wetter gewappnet: die Hemdjacke ist ein guter Begleiter für das Übergangswetter im Frühling und Herbst sowie für die leichte Brise am Sommerabend und für den Layering-Look im Winter, wenn man sich viele Schichten anzieht, um flexibel gewärmt zu sein und Schichten ablegen zu können, wenn man im Warmen ist.
- ein sehr männliches Kleidungsstück, das die Idealfigur des Männer unterstützt: die Brusttaschen betonen eine breite Brust, das fehlende Bündchen macht eine gerade Linie und kaschiert außerdem ein paar Kilos zu viel.
- ein modernes Kleidungsstück, das am besten leicht oversized und offen getragen wird. So passt es sehr gut zum aktuellen Street-Wear-Trend und der Mode der weiten Schnitte.
- Es integriert sich allerdings auch gut in die klassisch perfekt geschnittene Herrenmode: als Sakko oder als Jacke, wie der berühmte Vogue-Fotograf Bill Cunningham es vormachte. Er trug ein leuchtend kobaltblaues Exemplar.
Damit ist bewiesen: die Hemdjacke ist kein neues Kleidungsstück, sondern ein erneuertes Kleidungsstück. Nach all den Jahrzehnten im Unbekannten findet sie in den 2020er-Jahren ihr Revival, lange nachdem sie berühmte Schauspieler wie Paul Newman und Fotografen wie Bill Cunningham getragen haben. Lasst uns im Folgenden einmal genauer anschauen, wie wir Männer die Hemdjacke im Alltag tragen, kombinieren und stylen können. Den Anfang macht das „bleu de travail“ – der Arbeiter-Blaumann. Denn hier kommt die Hemdjacke ursprünglich her.
1. Die Hemdjacke als Blaumann
Die Hemdjacke/das Workerhemd kommt aus Frankreich. Hier haben im 19. Jahrhundert französische Gleisbauer das robuste Kleidungsstück getragen, wie der Blog des britischen Herren-Online-Shops Oliver Spencer berichtet. Schnell schwappte der Trend auf andere europäische Länder und dann auch in die USA über, weil die Jacke so robust, praktisch und nützlich ist. In ihre vielen Taschen ließen sich Arbeitswerkzeuge griffbereit transportieren, weshalb die US-amerikanischen Arbeiter sie ebenfalls zu schätzen wussten wie die Jeans und Jeansjacke. Von da an war es nur ein naheliegender Sprung auf die Leinwand in Hollywood. Paul Newman machte sie 1967 im Film „Cool Hand Luke“ zum it-piece modebewusster Männer in den 1960ern.
Die Beispiele oben auf Pinterest zeigen, wie du sie 2020 zum it-piece machst. Denke hier zum Beispiel an den klassischen Arbeiter-Look in Dunkelblau, ergänzt durch weiße Sneaker. Oder die französische Variante mit einem Streifen-T-Shirt à la französischer Fischer und Pablo Picasso, der weite Teile seines Lebens in Frankreich verbrachte. Ein Bandana-Tuch um den Hals gibt dem Arbeiter-Look hingegen wieder etwas Künstlerisches. Dieser sophisticated Look funktioniert, weil er Kontraste ins Outfit bringt und dieses damit spannender macht.
Übrigens: Navyblau kann jeder! Aber auch das leuchtende Kobalt-/Azurblau von Bill Cunningham ist ein Style Statement – insbesondere für Männer. Diese Farbe schmeichelt Männern mit blauen Augen und grauen Haaren und lässt euch durch die mutige Farbwahl modern, modebewusst und ein paar Jahre jünger wirken.
2. Die Hemdjacke in Cord
Die Hemdjacke funktioniert in vielen Materialien: allen voran dichte Baumwolle (Denim-Twill, Flanell) oder gemischt mit Wolle – und sogar in Kunstfaser, wie Nylon. Doch kein anderer Stoff bringt diesen samtartigen Schimmer in das Kleidungsstück und gibt ihm Tiefe wie Cord.
Vor allem der fein gewebte Cord schmeichelt Männern in diesem Kleidungsstück, sodass sogar etwas korpulentere Männer es gut tragen können. Die Farben wirken in Cord ungemein stärker, wie ihr hier auf den Bildern seht. Vor allem die Blau-Töne und die Braun-Töne erhalten durch die Materialwahl Cord ein stylishes Update.
Es ist der Styling-Tipp: Unterschiedliche Materialien in einem Outfit machen dieses gleich spannender.
So lässt sich sogar dieselbe Farbe von Kopf bis Fuß als Style Statement tragen. Solche monochromen Looks sehen sehr gekonnt aus. Mehr dazu in meinem Blogbeitrag Männer Ton in Ton.
3. Die Hemdjacke als rotes Style Statement
Die Hemdjacke kann nicht nur den zurückhaltenden Begleiter im Outfit spielen – sie kann besonders in Rot-Tönen das Style Statement sein. Gerade weil der Schnitt so geradlinig und männlich ist, funktionieren hier feminine Farbtöne wie ein sattes Kirschrot, ein pudriges Rosa oder ein knalliges Pink gut. Hier ist mein Styling-Tipp für dich:
Wenn du Rosa und Pink anziehst, dann am besten in eher geradlinigen Kleidungsstücken der klassischen Herrenmode.
Mehr dazu in meinem Blog-Post Wie Männer Pink tragen. Ein Klassiker der Herrenmode ist übrigens auch das Rot-Schwarz-Karomuster geworden; der kanadische Holzfäller-Look, der 2020 sogar noch besser funktioniert, weil dieses Jahr die 1990er als Mode-Dekade feiern und das Rot als Signalfarbe gerade sehr angesagt ist. Und so viel darf ich spoilern: Dieses Hemd wird dir auch darüber hinaus ein guter Begleiter bleiben.
Aufgenommen habe ich auch in diese Kategorie das Ziegelrot bzw. Terrakotta-Rot, das die Grenze zu Orange markiert. Auch diese Farbe wird diese Saisons von vielen Designern verwendet und passt herrvorragend zur Übergangszeit im Herbst. Mir selbst gefällt die Abwandlung des Worker-Hemdes mit einem leichten flatternden Stoff und kubanischen Kragen.
4. Men in Black: Die Hemdjacke in Schwarz
Ob in Nylon oder in Leder, in dickem Baumwoll-Twill oder mit leichtem Wolle-Anteil, ob mit metallisch glänzenden Jeansknöpfen oder mit einem schlichten Reißverschluss: die Hemdjacke in Schwarz macht immer eine gute Figur. Sie streckt, sie funktioniert sogar als Sakko im Business, sie legt sich elegant über ein weißes T-Shirt, harmoniert mit einer schwarzen, etwas weiter geschnittenen Hose genauso wie mit einer Jeans im Tapered Cut und einer Stoffhose in Beige.
Die schwarze Hemdjacke ist damit definitiv einer der Allrounder in der Männer-Garderobe! Das Exemplar aus Leder von Acne kostet zwar über 1.000 Euro – doch ähnliche Exemplare gibt es auch im mittleren Preissegment, hier habe ich euch zum Beispiel ein Modell von Cos für 290 Euro mitausgewählt. Wer es leichter als Leder möchte, wählt am besten eine Variante in Baumwolle. Mir selbst gefallen die Hemdjacken mit den vielen Taschen, hier sollten mit Männer mit Bauch allerdings aufpassen, dass die Jacke nicht zu sehr aufträgt und unnötig breiter macht.
5. Männer in Military-Hemdjacke: Grüner wird’s nicht
Eine grüne Hemdjacke lässt dich noch kerniger aussehen, denn hier kommen zwei sehr männliche Strömungen zusammen: die Work-Wear trifft auf die Farbe des Militärs. Das funktioniert sehr gut in einem Safari angehauchten Look, wenn die Hemdjacke zur Serengeti-Safari-Jacke und mit Beige- oder Sandtönen getragen wird. Ein sehr stylishes Outfit trägt ebenfalls der junge Mann mit dem Bandana-Tuch und der ecru-farbigen Chino. Beide Beispiele zeigen, wie gut die Hemdjacke Männer JEDEN Alters steht.
Wenn dann richtig: überlege auch, ob du die Hemdjacke gleich in einem Camouflage-Muster kaufst, doch Vorsicht: dieser Look kann sehr schnell prollig aussehen und braucht deshalb wieder feine Gegenspieler. Eine lockere Chinohose zum Beispiel oder ein T-Shirt in einem Rosa-Ton darunter brechen den Proleten-Look auf. Auch dies ist wieder ein Spiel der Kontraste.
6. Hemdjacke geerdet: Erdtöne bei Männern
Es ist dieser Massimo-Dutti-Frühlingslook, der mich für diese Kategorie inspiriert hat: ein monochromes Outfit in feinen Beige-Braun-Tönen, veredelt durch die Hemdjacke in Wildleder. Eine absolut stylishe Kombination – wären die Hemden von dieser Firma nicht leider immer so eng geschnitten. Für mich damit leider unkäuflich. Doch wir Männer mit etwas mehr „normalerer“ Figur, können diesen Look auch so zusammenstellen. Ein schönes Hemd aus Leinen in einem Sandton bildet die Basis, dazu eine Chino aus derselben Farbfamilie und leichte Loafers – schon kann die Hemdjacke als Krönung kommen. Die Wildleder-Variante ersetzt hier die klassische braune Lederjacke.
Ebenfalls zwei sehr stylishe Outfits sind die Chino in Sugar Almond (Mandelbraun) plus beige farbiges kastiges Overshirt. Hosenbeine hochkrempeln, Mütze drauf – fertig. Der zweite Look ist die blaue, locker geschnittene Chinohose mit einer hellen Hemdjacke über einem schlichten weißen T-Shirt. Ein Look, der sowohl fürs Büro funktioniert als auch für die Freizeit – und damit abermals die Vielseitigkeit der Hemdjacke beweist.