Kleidung und Erfolg Männermode
Mann im Anzug: Wie muss Kleidung aussehen, damit sie Erfolg verkörpert? Foto: Fotolia / kiuikson

Kleidung beeinflusst den Erfolg, zeigen Studien. Wie das passende Styling Frauen und Männer erfolgreicher macht, verraten Stil-Experten und Shopping-Berater. Vor allem Männer sollten sich mehr für Kleidung interessieren: Sie profitieren vom Kleider-Karriere-Boost besonders.

Wenn es darum geht, neue Menschen kennen zu lernen, verwundert eine Zahl besonders: Sieben Prozent. Nur zu sieben Prozent achten wir beim ersten Eindruck auf das Gesagte. 55 Prozent bleiben an der äußeren Erscheinung hängen. 38 Prozent bei der Stimme. Zahlen, die der US-Amerikaner Albert Mehrabian Ende der 1960er-Jahre in Experimenten ermittelt hat. Attraktivitätsforscher empfehlen daher: Machen Sie sich zur besten Version Ihrer selbst.

Ein gutes Aussehen erhöht die Job-Chancen um bis zu 20 Prozent, hat eine Studie des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit ergeben. Das Styling kann dazu maßgeblich beitragen. Arbeitgeber, Personaler und Kunden schenken schöneren Menschen mehr Aufmerksamkeit. In Deutschland fällt der „Schönheits-Bonus“ besonders hoch aus, meint Eva Sierminska, die für das Institut an der Studie mitgearbeitet hat. Deutlich höher als zum Beispiel in den USA oder Brasilien. Vor allem bei Männern fällt der Bonus stärker ins Gewicht. Gut aussehende Herren erhalten bereits zu Karrierebeginn bessere Jobs und Gehälter als ihre reizloseren Geschlechtsgenossen.

Wie aber kann das Styling dazu beitragen, die Attraktivität zu erhöhen? Wie muss Kleidung aussehen, damit sie Erfolg verkörpert? Was hat den größten Einfluss?

Noch vor der Kleidung kommen Gesicht und Haare. Hier wandert unser Auge als erstes hin. Die Basis von Schönheit bilden Symmetrie und Durchschnitt, so Frank Naumann, Autor des Buches „Schöne Menschen haben mehr vom Leben“. Kleidung diene dazu, uns dem Ideal des Mittelmaßes anzunähern, indem sie Abweichungen kaschiert. Das vermag auch die richtige Haarfrisur zu leisten, die auf die Gesichtsform abgestimmt ist; etwa eine zu hohe Stirn oder ein zu kleines Kinn ausgleicht. Die Frisur wird sogar noch vor dem Gesicht wahrgenommen, ergab eine Studie der US-amerikanischen Universität Yale. Wirken die Haare kaputt, prägen sie den ersten Eindruck eines Menschen so negativ, dass andere Merkmale dies nicht mehr retten können. Sogar welche Haarfrisur und -farbe die höchste Attraktivität hat, haben die Wissenschaftler ermittelt: Bei den Männern ist es eine halblange Frisur mit Seitenscheitel – bei Frauen stehen Blond und Brünett für mehr Attraktivität als Rot oder Schwarz.

 

Welches Kleidungsstück drückt am ehesten Erfolg aus?

Noch vor wenigen Jahrzehnten war der Anzug die sicherere Bank fürs Business. Doch für jüngere Arbeitnehmer und in kreativen Branchen spielt er eine immer unwichtigere Rolle. Als sicheres Symbol für den erfolgreichen Auftritt gelten hingegen nach wie vor: die Schuhe. Wer Erfolg ausstrahlen will, kann nicht mit abgewetzten, ungeputzten Schuhen erscheinen. „Ich gucke immer auf die Schuhe. Sind sie sauber? Ein wichtiges Zeichen insbesondere bei Kundenterminen“, sagt der Styling-Experte Steven Mills aus Berlin, der Business-Männer beim Einkauf begleitet. Das sind zum Beispiel Manager, die nach einem Karrieresprung plötzlich 300 Leute statt 5 unter sich haben und sich hierfür neu einkleiden wollen. Ob braunes Leder oder weiße Sneakers kommt auf die Branche an. Wer auf die Schuhe achtet, muss auch den Gürtel farblich abstimmen, wenn dieser sichtbar getragen wird.

 

Welche Rolle spielen Passform und Qualität?

„Vor allem Männer in Führungspositionen sollten Erfolg ausstrahlen. Die Kleidung muss ausdrücken: Ich bin selbstbewusst und achte auf mich“, meint der Personal Shopper Steven Mills. Passform und Qualität der Kleidung sind deshalb für den gebürtigen New Yorker das oberste Gebot. Ob Anzug, Chinohose oder V-Pullover bei Männern: die Kleidungsstücke müssen sitzen! Suchen Sie sich einen guten Änderungsschneider. Steven Mills sieht als Stil-Vorbilder die deutschen Profi-Fußballspieler, die bei öffentlichen Auftritten oft perfekt sitzende Anzüge und saubere Haarschnitte tragen. „Je höherwertig die Kleidung, desto mehr Wert und Respekt billigen wir der Person, die in ihr steckt“, ergänzt Buch-Autor Frank Naumann. Eine Studie der Universität Yale bestätigt: Kleidung von hohem sozialen Rang kann die Dominanz und Leistung im Beruf maßgeblich beeinflussen. Eine zweite Studie aus den USA ergab gar, dass besser gekleidete Menschen abstrakter und in größerem Rahmen denken können. Stilberater empfehlen deshalb karrierewilligen Mitarbeitern: Kleiden Sie sich nicht für die Position, die Sie haben – sondern für die, die Sie wollen.

 

Die Rolle von Farben: Auffallen oder der Mittelweg?

Als sicher gilt für Berater: lieber die unauffällige Eleganz als der bunte Paradiesvogel. Erst mal müssen die Basics stimmen. Das gelingt durch die Wahl von dezenten Grundfarben, wie Schwarz, Blau und Grau. Frank Naumann empfiehlt, etwas aus der Masse herauszuragen. Leuchtende Farben oder Muster können das Outfit veredeln. Knallige Socken, ein leuchtendes Einstecktuch, eine geschmackvoll gemusterte Krawatte. „Aber immer lieber klein- als großflächig“, warnt Shopping-Berater Steven Mills. Das gilt vor allem, je älter wir werden. Die Stil-Expertin Elisabeth Motsch aus Salzburg ergänzt, stets die Branche und ihren Dresscode zu berücksichtigen: Die 54-Jährige berät Führungskräfte sowie Mitarbeiter mit Kundenkontakt zum Styling im Beruf. In einer Runde mit Bankern würde sie niemals Zitronengelb tragen. Zu unseriös. Das Outfit muss zum Produkt passen. „Als Frau würde ich in so einem Business-Kontext auch kein Rosa tragen. Das ist die rosarote Wolke.“ Für die Österreicherin ist Deutschland in punkto Businesskleidung immer noch ein Entwicklungsland. Vor allem bei den Männern. Sie wundert sich, dass Vertriebler auf gar keinen Fall mit einem japanischen Auto zum Geschäftstermin vorfahren, aber dann mit der Bärchen-Krawatte auftreten. Auf Vorträgen kann sie die gut angezogenen Männer an einer Hand abzählen. „Deutschen Männern fehlt leider die Freude, sich für die Arbeit gut anzuziehen.“ Stil-Vorbilder seien hier die Italiener.

 

Lässt sich die Kraft von Marken und Labels nutzen?

Aus bestimmten Signalen, wie Luxus-Artikel und Markenkleidung, schließen Menschen auf die Expertise, erklärt die Sozialpsychologin Maria Agthe von der Ludwig-Maximilians-Universität München. Wissenschaftler nennen das den „Halo-Effekt“: Wer attraktiv wirkt und teure Kleidung vorführt, wird auch eher als intelligent, beliebt oder erfolgreich wahrgenommen. Doch Vorsicht: Nicht jedem Betrachter gefällt die protzige Markenuhr oder auffällige Luxus-Tasche. Gerade in Deutschland funktioniert hier Bescheidenheit besser, warnt Stil-Beraterin Elisabeth Motsch und empfiehlt, solche Codes wohldosiert einzusetzen. Zudem müssen die Accessoires auch zum Träger passen: Was nützt die klobige Uhr an einem bescheiden auftretenden Mann, die große Statement-Kette an einer leisen Frau? „Der schöne Schein alleine reicht nicht aus. Kleidung und Persönlichkeit müssen zusammenpassen“, bilanziert die Stilberaterin. „Die inneren Kompetenzen sollten das einhalten, was die Verpackung verspricht.“ Dann bleibe der erste Eindruck auch nachhaltig positiv.

Anmerkung: Dieser Artikel erschien zuerst auf Spiegel Online.