Nicht nur im Fußball sind die Franzosen Weltmeister – auch beim Thema Stil stehen sie an erster Stelle. Dies zeigt das lesenswerte Buch „Pariser-Chic“ von Ines de la Fressange. Darin geben mehr als 50 Pariser Männer Einblick in ihre Stil-Geheimnisse. Style Statements verrät die besten Tipps, wie man(n) auch hierzulande mehr Stil-Sicherheit gewinnt.
Paris – das ist die Stadt der Mode in Europa. Hier sitzen die einflussreichsten Modemarken der Welt, hier arbeiten zehntausende Menschen für die Mode, hier flaniert der gute Stil täglich über den Trottoir. Ines de la Fressange hat diesen nun in ihrem Buch „Pariser Chic“ aufgegriffen. Zusammen mit Sophie Gachet und 50 Pariser Männern verrät sie die Stil-Geheimnisse der Franzosen – und wo die Kleidungsstücke hierfür in Paris zu kaufen sind. Der Style-Guide ist auch für Frauen erhältlich. Für Männer ist tatsächlich ein hoch informatives Buch herausgekommen, das ich euch an dieser Stelle gerne näher vorstelle. Mit vielen guten Tipps, wie mann sein Outfit gleichzeitig schlicht, elegant und lässig erzählen kann. Etwas, was den Franzosen vorbildlich gelingt. Und wie sagt ein Franzose in dem Buch so schön:
Man sollte immer versuchen, sich ein klein wenig schick zu machen. Diese minimale Anstrengung muss schon sein.
Recht hat er. Also: Los geht’s, pardon: Allons-y !
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1) Blau ist die Wahl für den Alltag

Ein dunkles Blau stellt für viele Pariser die „Uniform“ dar. Kein Wunder: Blau ist die demokratischste Farbe überhaupt, wie Stil-Vorbild Nick Wooster einmal so schön sagte. Mit einem Outfit in Navyblau – Sakko und Hose – geht der Pariser gern zur Arbeit: Blauer Blazer, weißes Hemd, dunkle Jeans. Übertragen auf Deutschland ist das sicherlich der Hamburger Stil. Wer eine schöne braune Haut hat, wie das Model hier (Fotograf Rodolphe) auf dem Bild, kann auch sehr schön zu leuchtenden Blautönen greifen. Und wer blaue Augen hat, für den sollte Blau der unbedingte Begleiter in der Garderobe werden – denn dieses lässt die Augen noch schöner strahlen. Was will mann mehr?!
Warum das Outfit funktioniert: Schuhe, Jeans und Sakko sehen locker und leicht used aus. Zusammen ergibt dies einen stimmigen unperfekten Look, der zum Drei-Tage-Bart und zu den Strubbel-Haaren des Trägers passt.
2) Die Hose: Trau dich an Weiß

Mit weißen Hosen haben deutsche Männer ihre Probleme. Zu schnell schmutzig, zu auftragend, zu groß die Gefahr, dass Weiß blass macht. Die Franzosen und auch die Italiener scheinen sie hingegen zu lieben – sogar im Winter. Das liegt natürlich auch an den anderen Wetterbedingungen. Aber wenn es nicht regnet, ist eine weiße Hose eine gute Wahl. Im Sommer, im Herbst und im Winter. Warum? Weil die Beine bei vielen Männern nicht die Problemzone darstellen: Wir haben meistens schlanke Beine, die durch das Weiß in der Silhouette betont werden. Und eine weiße Hose macht nicht blass, wenn mann oben herum Farbe trägt. Überdies ist Weiß ein herrvorragender Begleiter für alle anderen Farben: für Schwarz, für Beige-Töne, für Grau-Töne – und sogar für rote Farben. Ein idealer Matching-Partner also, der in der Basis-Garderobe zurecht seinen Platz findet (hier mein Blog-Post Capsule-Wardrobe).
Warum der Look dieses Herren so gut funktioniert: Er zeigt, dass Weiß auch im Herbst passt. Knöchelhohe Wildlederschuhe in Sand machen die weiße Jeans lässig. On top kommt der graue Übergangsmantel in leichter Karo-Optik, der einem schlanken Mann wunderbar Länge gibt und als leicht spießiger Kontrast zur italienischer Bella-Figura-Hose das Outfit wiederum interessanter macht. Einziger Kritikpunkt: die weiße Hose ist etwas zu lang und wellt sich unschön über den Schuhen.
3) Mixe Stoffe und Muster

Dieser Mann ist ein Kreativer (Musiker) – das sieht man sofort. Zur navyblauen „Uniform“ der Pariser mixt er eine Nadelstreifen-Hose aus Wolle und einen bunten Karo-Schal. Der Hut und die hellen Sneakers brechen die klassische Silhouette kreativ auf. Hinzu kommt die lockere Passform – ebenfalls ein wichtiges Learning aus Paris: nicht knalleng – sondern passgenau oder locker geschnitten.
Warum der Look funktioniert: Weil er auch einen Mann jenseits der Vierzig jugendlich und gleichzeitig gut angezogen wirken lässt. Die Nadelstreifen-Hose fischt in der klassischen Herrengarderobe – der Hut mit der schmalen Krempe und die Sneakers bringen Jugendmode rein. Hinzu kommt die weite Hose und das locker geschnittene Sakko: beides strahlt Lässigkeit aus.
Styling-Tipp vom Musiker: „Meine Mutter hat als Näherin bei Dior gearbeitet und mir immer gesagt, ich soll auf die Mischung der Stoffe achten.“
4) Trage Rollkragen

Wie bei der weißen Hose kann ein Rollkragen schmale Männer strecken. Der junge Student hier auf dem Foto zeigt das sehr schön: wird auch die Hose im selben Farbton gewählt, streckt das Outfit sehr schön und lässt kleine Männer größer wirken. Das weiße Hemd, das unter dem Pullover hervorlugt, bricht sehr schön die dunkle Optik und gibt dem Outfit etwas Mitte und damit Raffinesse. Styling-Tipp: Mische maximal drei Farben – es sei denn, du bist ein kreativer Mode-Designer.
Warum das Outfit funktioniert: Der blaue Rollkragen verleiht seinem Träger einen intellektuellen Look. Er schreit förmlich nach Existenzialismus, französischem Savoir-vivre und Selbstsicherheit. Kritikpunkt: der junge Student wirkt mit diesem Look allerdings auch sehr viel älter als er ist – ich finde diesen Look daher für seinen Dozenten, einen Mann über Dreißig, geeigneter.
5) Flieder, Rosa und Rot sind deine Freunde

Flieder – das ist eine Farbe, die an Großmutter erinnert, an Schogetten und zusammengekniffene Wangen. Doch diese Farbe kann auch Männern, die ein Sommertyp sind (die meisten Deutschen) gut stehen. Hier als Hose umso besser. Der Herr hat die Hose leicht aufgekrempelt und verzichtet sogar zu weißen Sneakern auf weiße Socken. Diese sind in Paris ein No-Go. Mein Tipp: trage „unsichtbare Socken“, die auf Schuhhöhe aufhören. Ebenfalls solltest du nicht mit kurzen Hosen und kurzärmeligen Hemden nach Paris. Das mögen die Pariser ebenfalls gar nicht gern sehen.
Warum der Look funktioniert: Flieder und Blau ist eine sehr elegante Kombination. Noch geschmackvoller wirkt ein dunkleres Lila zu Blau, zum Beispiel als Einstecktuch. Die Stickereien auf der Jacke sind mir bei diesem Herren etwas zu viel des Guten – hier hätte ich ihm ein Jersey-Sakko empfohlen, aber trotzdem ist der Look wunderbar erfrischend für den Sommer. Und für seinen Träger.
6) Sei relaxt in deinem Stil

Dieser Herr ist Modedesigner und trägt eine Jeans mit Ethno-Stickereien sowie indisch anmutende Wildleder-Schuhe, die er selbst entworfen hat. Einen Bruch bildet der Pullover mit der 10, die an einen US-amerikanischen Football-Spieler erinnert. Der Schal wiederum führt, lässig um den Hals geschwungen, wieder nach Paris zurück.
Warum der Look funktioniert: Weil man als Modedesigner Narrenfreiheit hat. Hier mixt der Mann verschiedenste Komponenten und sagt zurecht:
„Der schlimmste Mode-Fauxpas ist es, viele schöne Dinge anzuhäufen und nicht zu wissen, wie man sie kombiniert.“
Stimmt! Und auch damit, lieb gewonnene Kleidungsstücke trotz Patina weiter zu tragen: Dieses Sweatshirt stammt aus Los Angeles: „Es hat schon einige Dinge mit mir erlebt“, sagt er – und zieht es umso lieber an. Auch ein Styling-Tipp aus Frankreich: Liebe deine Kleidung und mische Vintage mit Moderndem. Das gilt auch für Erbstücke, wie vom Großvater geerbte Manschetten-Knöpfe oder eine teure Uhr aus Familienbesitz. Mit Uhren haben es übrigens Pariser: Sie achten genau, was an deinem Handgelenk baumelt.
7) Übertrete Geschlechter-Grenzen

Stil-Ikone Ines de la Fressange (brünett) – gott, so möchte ich auch mal mit 60 aussehen – trägt hier gekonnt ein Männer-Outfit. Marlene Dietrich hat es vorgemacht, jetzt wird es doch Jahrzehnte später an der Zeit, dass auch Männer mutiger im Fundus von Frauen wühlen: Accessoires wie große Schals, ein Armreif oder ein spannendes Tuch sind hier ein guter Anfang. Denn zu gutem Stil gehört auch der Mut, sich über den Geschmack von anderen hinwegzusetzen.
8) Stärke deine Stärken
Auch die Modedesigner und Stylisten kommen bei Ines de la Fressange zu Wort. Ihr wohl nützlichster Tipp zum Schluss: „Kenne deine Schwächen und passe deinen Stil entsprechend an“, rät zum Beispiel Modedesigner Eric. Das gelingt mit Hell und Dunkel: Problemzonen mit dunklen Farben kaschieren, die Schokoladen-Seite mit hellen betonen. Zum Beispiel: schlanke Beine mit Farbe oder Weiß, etwas Bauch mit einem dunklen Sakko oder locker darüber fallendem Hemd. Die Längsstreifen als großer Trend 2018/19 sind hier ebenfalls ideal.

Die absolute Kür ist es, in ein solches Outfit am Ende eine Prise Leichtigkeit unterzubringen. Und damit schließen wir mit dem Style Statement von Modeschöpfer Bruno:
Mode darf nicht arrogant wirken. Ich finde gut, wenn Humor im Spiel ist. Man sollte immer elegant und amüsant zugleich sein. Anziehend statt abweisend.
Die Bücher: Für Ihn und für Sie
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Zu den Autorinnen:
Inès de la Fressange wurde von Karl Lagerfeld als Topmodel für seine Chanel-Kollektionen entdeckt. Ihre Karriere auf den Laufstegen aller großen Designer machte sie in Frankreich zur Modeikone. Ihr Gesicht wurde Modell für die berühmte Büste der französischen Marianne. Heute berät sie wichtige Pariser Modefirmen wie Roger Vivier und nimmt als Kolumnistin in der ELLE Stellung zu allen wichtigen Modethemen.
Sophie Gachet ist eine der einflussreichsten französischen Moderedakteurinnen. Seit Jahren bestimmt sie den Modeteil des wöchentlich erscheinenden Magazins ELLE.