Gefährlich ist zur Zeit das Online-Shopping: Rabatte von bis zu 70 Prozent verlocken zum schnellen Schnäppchen-Kauf. Oftmals fallen wir allerdings auf die Tricks der Stylisten von Online-Shops und Mode-Marken rein, die so manches Outfit und Kleidungsstück fürs Foto optimal in Szene setzen. Mit diesem Wissen durchschaust du die perfekten Fotos – und kannst am Ende die Stylisten-Tricks sogar für dich selbst zum Vorteil nutzen.

Mittlerweile kenne ich einige Stylisten von Online-Shops und Mode-Strecken in Hochglanz-Magazinen persönlich: Und nach ein paar Stunden im lockeren Gespräch oder bei einem Drink in der Hand plaudern sie aus, welche Tricks sie anwenden, um im Online-Shop das billige Kleidungsstück teuer aussehen zu lassen. Oder im Männermode-Magazin das Outfit am besten in Szene zu setzen. Ich schreibe das hier nicht aus Indiskretion auf – sondern weil ich es selbst oft genug kenne (und mich ärgere), dass ich ein Teil im Online-Shop toll fand und dann zu Hause vorm Spiegel nicht mehr fassen konnte, warum ich es in den Warenkorb gelegt hatte.

Gefährliche Zeit für Impulskäufe

Hinzu kommt, dass gerade jetzt eine gefährliche Zeit für Impuls-Käufe ist. Mode-Händler locken mit satten Rabatten aufgrund überfüllter Lager. Die Mode-Branche zählt mit minus 22,5 Prozent zu den größten Umsatzverlierern in der Corona-Pandemie berichtet der Handelsverband Textil (BTE). Corona hat dem Mode-Handel arg zugesetzt, die Ware muss raus!

Doch gegen Fehlkäufe und Schrankleichen habe ich etwas: 8 Tricks von Stylisten, die dir Online-Shops nie verraten werden.

1) Monochrome Outfits wirken edler

„Was machst du, um ein Kleidungsstück edler aussehen zu lassen?“, fragte ich unverblümt einen Stylisten kürzlich beim Spaziergang durch den Tiergarten. Und im Rosengarten plauderte er es dann aus: „Wenn ein Kleidungsstück eher billig aussieht, kombiniere ich es an Models in einem monochromen Outfit!“ Dieser Trick lasse Kleidung edler wirken. Sei also skeptisch, wenn ein Model ein T-Shirt genau im gleichen Farbton wie das restliche Outfit trägt. Solche Ton-in-Ton-Outfits sind ein guter Trick, den du auch selbst anwenden kannst. Fang doch mal oben an mit einem T-Shirt und einem Hemd in der gleichen Farbe. Mehr Tipps hierzu in meinem Blogbeitrag über monochrome Outfits.

2) Layering als Stylisten-Trick

Ein minderwertiges Kleidungsstück lassen Stylisten gern im Layer-Look – zu Deutsch „Lagen-Look“ – verschwinden. Ein billiges T-Shirt macht sich unter einem Hemd und einer Weste noch darüber gleich viel besser. Wenn alles gut aufeinander abgestimmt ist, können teure bzw. hochwertige Kleidungsstücke dann sogar auf das T-Shirt „abfärben“. Fürs Online-Shopping ist es ein mieser Trick, weil der Kunde das Kleidungsstück gar nicht richtig in Augenschein nehmen kann. Ich empfehle dir, bei solchen Fotos weiter zu klicken. Das Kleidungsstück sollte mindestens ganzflächig zu sehen sein. Im Idealfall auf mehreren Fotos und aus verschiedenen Perspektiven fotografiert werden.

Auch du kannst den Lagen-Look nutzen. Mach es wie die Stylisten und kombiniere einfach verschiedene Preisklassen miteinander.

Ein Marken-Kleidungsstück mit einer preisgünstigen Marke – und schon wirkt der berühmte „Halo-Effekt“ (Abstrahleffekt). Mehr zu diesem Effekt in meinem Beitrag: 11 Denkfehler beim Shoppen.

 

3) Steht das Model verkrümmt? Dann Finger weg!

Das Model steht mit geöffnetem Hemd da (aber um das Hemd geht es), das Model dreht sich mit dem Hemd oder macht seltsame Verrenkungen – dann lieber nicht kaufen! Das sind nur drei Tricks, um das Hemd besser aussehen zu lassen. Besser gesagt: zu kaschieren, dass es noch nicht mal am Model vorteilhaft sitzt. Diese Ablenkungsmanöver werden von Stylisten gern genommen, um Fast-Fashion auf Online-Plattformen besser in Szene zu setzen. Ich kann es nur betonen: Ein Kleidungsstück sollte immer clean von allen Seiten gezeigt werden. Achtet zum Beispiel bei Hemden besonders auf die Knöpfe, auf den Schnitt und darauf wie gemusterte Hemden an den Armen mit dem Torso zusammenpassen. Billig geschneiderte Hemden haben hier häufig einen Bruch im Muster – gut geschnittene Hemden führen Muster logisch weiter.

Du selbst kannst diesen Trick ebenfalls nutzen: Ich rate dir jetzt nicht zu schlecht sitzenden Kleidungsstücken, aber die meisten Männer kennen den Moment, wenn man am Bauch etwas zugenommen hat und die lang nicht mehr angezogene Hose dann partout nicht sitzen möchte. Für diese Erfahrung habe ich diesen Blog-Beitrag hier geschrieben: Bauch weg, Männer – mit diesen 10 Kleidungsstücken. Darin ist auch der Trick „Ablenkungsmanöver“ zu finden.

4) (Nicht) ins rechte Licht rücken

Stylisten-Tricks
Foto: Unsplash, Kyle Glenn

Polyester ist gemein: Es glänzt sehr im Licht – ein schimmriger Look, der auf Fotos mit dem geschickt genutzten Studiolicht gut aussehen kann, aber dann zu Hause zur Enttäuschung wird. Denn billige Kunstfasern – allen voran Polyester – bedeuten ein unangenehmes Tragegefühl: In Polyester schwitzt man schnell, besser ist hier eine leichte Baumwolle oder zumindest Viskose, was aus Celluose besteht (die aus Holz gewonnen wird). Mein Tipp ist deshalb, immer auf die verwendeten Materialien zu gucken. Steht dort „100 Prozent Polyester“ – lieber Finger weg. Denn Polyester ist leider auch für die Umwelt ein schwieriges Material. Es basiert letztlich auf Plastik und als Basis aus Erdöl – und davon haben wir doch schon genug in der Welt, Männer.

5) Nutze die Dreier-Regel

Shopping-Scham
Foto: Unsplash

Die schlimmsten Fehlkäufe passieren leider im Schlussverkauf. Die gesenkten Preise manipulieren unser Gehirn und wecken den Steinzeit-Menschen in uns, der sich die Jagd auf Schnäppchen nicht entgehen lassen will (oder kann). Die Profi-Shopper und Stylisten gehen jetzt ebenfalls auf Pirsch. Sie denken aber immer in ganzen Outfits:

Passt das Wunsch-Kleidungsstück mindestens zu drei Outfits? Dann ab in den Warenkorb.

Lässt es sich kaum mit deiner bestehenden Garderobe kombinieren? Dann lieber weitersuchen.

 

6) Der fehlende Weißabgleich

Männermodesünden im Sommer und ihre Alternativen
Foto istock tommaso79

Nicht selten vergessen kleinere Online-Shops oder semi-professionelle Fotografen den Weißabgleich an der Kamera. Er garantiert die korrekte Darstellung der Farbtöne anhand eines vor die Kamera gehaltenen weißen Blattes oder einer weißen Karte. Denn ein Studiolicht hat eine andere Wärme als Tageslicht. Ist das Weiß auch wirklich weiß, dann kann es losgehen. So viel Vorbereitung muss sein.

Doch nicht immer liegt das Problem beim Ersteller, sondern nicht selten auch bei uns Betrachtern. Leider ein häufiges Problem am Rechner: Gelb, Rot oder ein leuchtendes Blau sehen leider auf dem Bildschirm anders aus als nachher im Paket. Dies liegt daran, dass jeder Monitor Farben anders darstellt. Das liegt aber auch daran, dass das Scheinwerfer-Licht im Foto-Studio die Kleidung zum Leuchten bringt. So wird aus einem strahlenden Sonnengelb am Ende doch nur ein trübes Ockergelb, aus einem leuchtende Königsblau doch nur ein trübes Rentnerblau. Leider bin ich so oft auf diesen Trick reingefallen, dass ich mir mittlerweile angewöhnt habe, im Zweifelsfall eher auf die Farbbeschreibung als auf die Bilder zu vertrauen. Viele Online-Shops haben aus den hohen Retourenquoten gelernt und geben hier mittlerweile genauere Beschreibungen als lediglich „Gelb“, „Rot“ oder „Blau“ an.

7) Der Herden-Trieb: Trendsettern folgen

Zalando macht es, About you macht es, H&M macht es: Die Kleidung wird von namhaften Models oder Influencern getragen. About you ist mit diesem Konzept erst so erfolgreich geworden, bekannte Influencer für die Mode werben zu lassen. Stylisten schicken Influencern ganze Fashion-Pakete oder laden sie zu Shootings ein. Prominente wie David Beckham oder Andres Velencoso (der Ex von Kylie Minogue) haben H&M noch begehrenswerter gemacht. In diesem Fall greifen wir Konsumenten eher zu; wir wollen dazugehören und uns inspirieren lassen. Wir wollen Trendsettern folgen. So schwer es fällt: Mach mal den Test und decke das Gesicht vom Model zu. Gefällt dir das Kleidungsstück nach wie vor? Dann magst du wohl lieber das Kleidungsstück als den Trendsetter.

 

8) Kenne deine Stärken – und sei ehrlich zu dir selbst

Für die Shootings großer Kampagnen werden die Models ganz bewusst ausgesucht. An einem Rothaarigen jungen Mann mit Sommersprossen sehen Bronze-Töne einfach umwerfend aus. Bist du selbst aber nicht rothaarig und sommersprossig – dann wird dir der Look einfach weniger gut stehen. Gleiches gilt für die schönen Erdfarb-Töne, die südländischen Männern deutlich besser stehen als nördlich der Alpen. Und blonde Männer wiederum können gut helle Creme-Töne tragen. Ich finde es gut und wichtig für diversity, dass unterschiedliche Model-Typen abgebildet werden, allerdings solltest du ebenfalls dich selbst und deine Stärken kennen – und diese hervorheben. Schau mal hier, in meine gesammelten Styling-Tipps rein. Dort findest du als erste Tipps Hinweise zur Bestimmung deines Farbtyps und deines Körpertyps.

FAZIT: So shoppst du smarter

Nicht auf Tricks wie monochrome Outfits und Layering reinfallen. Steht das Model verkrümmt oder ist das Licht seltsam – lieber Finger weg.

Bei jedem Outfit mitüberlegen: Wozu könnte ich es tragen? Fallen dir drei Outfits ein, dann ab damit in den Warenkorb!

Betone deine Stärken und wähle Kleidung von Models, die deinem Farb- und Figurtyp entsprechen.