Die Uhren von FineWatchesBerlin sind eine Hommage an Berlin: Sie zeigen, wie aus Trümmern Träume entstehen, wie eine Automatik-Uhr ein Besinnungsanker werden kann – und warum das Bauhaus-Design auch nach 100 Jahren noch ein Statement darstellt, das nicht stehen geblieben ist. Eine neue Folge von „Made in Berlin“.

Kreativ-Molkerei“ heißt der Fabrik-Raum in Berlin-Spandau passend, in dem FineWatchesBerlin seinen Firmen-Sitz hat. In der einen Hälfte stehen Musik-Instrumente, an den Wänden hängen gemalte Bilder, auf der Toilette ist das Waschbecken noch voller Farbreste. Kreatives Chaos.

FineWatchesBerlin: die Erfüllung eines Traumes

In diesem Gemeinschafts-Atelier von Künstlern arbeiten Vater und Tochter seit 2017 eifrig am Design von ganz besonderen Uhren. FineWatchesBerlin, so der Firmenname, ist die Erfüllung eines Traumes, den Wilfried Liefer (62) schon immer hegte: eine eigene Uhren-Marke auf den Markt zu bringen. Jetzt sind es drei Modelle, die den Anfang machen.

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Tochter-Vater-Gespann: Mia-Phyllis und Wilfried Liefer. Foto: JO

Bis 2002 hat Wilfried Liefer ein großes Schmuck- und Uhrengeschäft in Spandau am Markt geführt. Der gebürtige Niedersachse ist ein wahrer Tausendsassa, was seine berufliche Vita anbelangt: Erst Heizungsmonteur, anschließend Sozialarbeiter, dann Goldschmied, immer noch Yogalehrer und Coach. Insgesamt sechs Berufe und drei Unternehmen in sechs Lebensjahrzehnten! „Da wird man ein guter Projekt-Manager.“ In jedem Beruf habe er etwas für seine jetzige Aufgabe mitgenommen.

Lieblingsuhren-Modell am Handgelenk

Tochter Mia-Phyllis Liefer (32) kümmert sich parallel um das Marketing. „Ich habe schon immer bei meiner Mutter im Laden mitgeholfen und habe erfahren, wie mehrere Generationen zusammenarbeiten.“ Mia-Phyllis ist bereits die fünfte Generation bei Juwelier Brose am Markt. „Eines Tages habe ich dann meinen Vater ganz direkt gefragt: Hey, warum arbeiten wir beide eigentlich nicht auch zusammen?“ Heute verfasst sie für FineWatchesBerlin Pressemitteilungen, füllt die Facebook und Instagram Seite mit Bildern von ihrem Lieblings-Uhrenmodell am Handgelenk auf dem Berliner Teufelsberg – welcher auch der ersten Uhren-Reihe ihren Namen gab:

„Der Teufelsberg steht für einen besonderen Ort in Berlin, der aus der öffentlichen Wahrnehmung leider ein wenig verschwunden ist“, erklärt Wilfried Liefer den Namen seiner ersten Uhr

Und Mia-Phyllis ergänzt: „Der Teufelsberg ist eine Aufschichtung Berliner Geschichte in Form von Trümmern, aus diesen Schichten ist unsere Uhr entstanden.“

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Tochter Mia kümmert sich um das Marketing und trägt eine der Uhrenmodelle am Arm. Foto: JO

Eine schlichte, sachliche und funktionale Uhr mit auswechselbarem Lederarmband, die in ihrem Design vom Bauhaus inspiriert ist, das 2019 sein großes 100-jähriges Bestehen feiert.

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Die drei ersten Uhren-Modelle im Detail: das Design der legendären Bauhaus-Architekturgruppe ist Vorbild und Inspiration. Foto: JO

Es scheint damit das ideale Jahr, um eine Bauhaus-Uhr herauszubringen. Auch andere große Uhrenmarken spielen mit der Faszination Berlins und der Anziehungskraft des Bauhauses – doch FineWatchesBerlin unterstreicht mit besonderen Details die Klarheit und formale Linie dieser Design-Schule. „Schauen Sie mal, das wunderschöne mechanische Innenleben“, sagt Wilfried Liefer und dreht das Gehäuse aus Chirurgen-Stahl auf dem Schreibtisch um: die Rückseite besteht aus Glas und offenbart das tickende, schwingende Herz der Automatik-Uhr. Ein Rotor zieht durch die Handbewegungen des Trägers smart die Feder auf – und hält die Uhr am laufen.

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Die Rückseite der Uhr. Ein Glasboden als Überraschungseffekt legt das Herzstück offen.

An der mit schwarzem Stoff bespannten Wand hängen die vielen Entwürfe, die zum jetzigen, endgültigen Design führten. Fein säuberlich mit Bleistift gezeichnet. So verfeinerte Wilfried Liefer beständig das Logo, dass heute das Double-Layer-Ziffernblatt schmückt. In seinem Notizbuch hat er Ideen und Skizzen gesammelt. Erstaunlich wie sehr die ersten Entwürfe dem jetzigen Design entsprechen.

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Von der Skizze zum fertigen Modell. Collage: JO
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Die Uhren werden in China handgefertigt. Foto: FineWatchesBerlin

Die Uhren werden in neuesten Produktions-Anlagen in China hergestellt, genauso wie ein Großteil bekannter deutscher und Schweizer Uhrenmarken. Vor Ort koordiniert eine Agentur die Fertigung, mit der die Liefers im täglichen Kontakt stehen. „Die Kommunikation klappt hervorragend, innerhalb kürzester Zeit lässt sich die Produktion anpassen“, sagt Wilfried Liefer. Moderne Kommunikationswege wie WhatsApp, Skype oder E-Mail machen’s möglich.

Liebe zum Handwerk und zum Detail

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Schmuckstücke: die Ringe aus Gold zeigen die Liebe zu Handwerk und Qualität. Foto: JO

Beim Zeigen der Uhren fallen die goldenen Ringe auf, die Vater und Tochter an den Fingern tragen. Alles Handwerks-Arbeit aus echtem Gold aus dem Juwelier-Geschäft. Die Liebe zu Handwerk und Detail lässt sich somit bereits an den Fingern der Firmeninhaber ablesen. Beide sind überzeugt, dass ihre kleine aber feine Uhrenmarke aus Berlin heutzutage ihren Kundenkreis finden wird. Sie wollen vor allem Liebhaber von gutem Design und qualitätsvoller Handwerkskunst ansprechen. Ihr erster Kunde war ein 22-jähriger Jura-Student – der zweite ein 75-jähriger Ruheständler. Beide Kunden hätte die Liebe für Präzision und gutes Design vereint, erklären sie. Und der Wunsch, sich ein besonderes Accessoire zu gönnen.

„Unsere Uhr ist ein Statussymbol für alle, die kein Statussymbol benötigen“, sagt Mia-Phyllis. „Einfach eine schöne Uhr, die getragen wird, weil sie gefällt. Eine Uhr für viele – aber nicht für jeden…“

Doch der Uhrenmarkt in Deutschland ist kein leichter 2019:

  • Durchschnittlich zwei Uhren besitzt ein Deutscher
  • Beim Uhren-Export führt die Schweiz. Das Land der Eidgenossen vereint billige und teure Modelle. Mengenmäßig führt allerdings China die internationale Rangliste an
  • Vor dem Ersten Weltkrieg galten Armbanduhren als Schmuckstück für die Frau. Männer trugen Taschenuhren. Die erwiesen sich aber an der Kriegsfront als problematisch. Armbanduhren hatten den Vorteil, dass die Soldaten für die Koordination der Angriffe nicht erst die Uniformjacke aufknöpfen mussten
  • Die Hochzeit der Armbanduhr war laut dem Deutschen Uhrenmuseum im Schwarzwald von 1930 bis zum Ende des 20. Jahrhunderts.

„Die Armbanduhr war immer nicht nur Zeitmesser, sondern auch Statussymbol und Modeaccessoire“, sagt Johannes Graf, stellvertretender Direktor des Uhrenmuseums

Ein Statement, bei dem Wilfried und Mia-Phyllis Liefer kräftig nicken. Zwar sei auch die Smartwatch eine große Konkurrenz für die analoge Uhr geworden, „doch mittlerweile tragen viele Menschen abwechselnd beides. Und es gibt unterschiedliche Anlässe, die Apple Watch wirkt zum Beispiel in Kombination mit dem Smoking völlig deplatziert“, sagt Wilfried Liefer.

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Eine Uhr als Statement und perfektes Accessoire zum eleganten Outfit. Foto: JO

„Für besondere Anlässe bleibt eine besondere Uhr das perfekte Statement.“ Und:

„Eine analoge, mechanische Uhr kann auch ein Besinnungsanker sein: ein Schritt aus der digitalen Getriebenheit heraus.“

FineWatchesBerlin ist überdies eine Hommage an die Hauptstadt: „Berlin ist unsere Heimat: Meine Tochter ist hier geboren und ich lebe seit über 35 Jahren hier“, sagt Wilfried Liefer. Hier ist die Idee entstanden, hier hat Wilfried Liefer die unendlich vielen Möglichkeiten zu schätzen gelernt – und für sich genutzt.

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Zeit für Hilfe: Jede Uhr unterstützt ein Kinderhilfsprojekt in Nepal. Foto: JO

Damit auch Menschen in anderen Teilen der Welt Unterstützung und Entfaltungs-Möglichkeiten finden, spendet FineWatchesBerlin 50 Euro jeder verkauften Uhr an ein Hilfsprojekt in Nepal. Das Geld geht direkt an das Entwicklungsprojekt „Hands with Hands“, dass von einer Freundin der Liefers vor 15 Jahren ins Leben gerufen wurde. Es werden vor Ort Frauen mit Mikrokrediten unterstützt, Waisenhäuser und Schulen aufbaut. „Bei uns fließt alles direkt in die Hilfe vor Ort, nichts versickert in der Verwaltung.“

FineWatchesBerlin vorm Break-Even-Point

Unruhige Nächte gehören auch zum eigenen Unternehmertum dazu, „aber wir sind überzeugt, dass sich unsere Uhren durchsetzen“, sagt Wilfried Liefer. Sein Projekt hat er gut durchgerechnet. Bei allem unternehmerischen Risiko wirkt er entspannt. Bis Ende des Jahres werde FineWatchesBerlin den Break-Even-Point erreichen.

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Design aus Deutschland – Know-how aus China: FineWatchesBerlin ist der Beweis, wie die Globalisierung auch kleinen Manufakturen nützt. Collage: JO

„Auch Träume muss man durchrechnen. Man darf es nicht zu sehr wollen“, sagt der Mann, der schon viele seiner Ideen zum Laufen gebracht hat. „Das versperrt den Blick darauf, ob es wirklich gemacht werden will.“ Stattdessen müsse man sich fragen: Was zieht mich? Fließt es? „Dann gehe ich mit.“

Und die Geschäftsidee mit der Bauhausuhr samt Glasboden zieht ihn. Ob sie auch fließt? Bis Ende des Jahres weiß er es.

Interessenten können die individuellen Uhren mit dem besonderen Berlin-Flair für 698 Euro online im Shop kaufen oder bei Juwelier Brose am Markt in Spandau: